Mittwoch, November 18, 2009

First and Twenty - Second and Nine


Neuauflage und Erweiterung eines Klassikers
2001 veröffentlichte Dr. Stefan Herdey das mittlerweile vergriffene Buch „First and Twenty“. Im kommenden Jahr soll der Schmöker in einer „2.0 Version“ neu erscheinen.

Dr. Stefan Herdey, Gründer der Graz Giants und Geburtshelfer des American Footballs in Österreich nahm 2005 seinen endgültigen Abschied vom Football, als er sich damals aus dem Vorstand des Vereins Graz Giants zur Gänze zurück zog. 1981 gründete Herdey den Klub, welcher bis heute mit zehn Siegen in der Austrian Bowl gemeinsam mit den Vikings österreichischer Rekordmeister ist.

Gründerzeit
1978, als 20-Jähriger Jus-Student kam Herdey erstmals mit American Football in Kontakt. Drei Jahre später, angeregt durch eine Fernsehsendung über die Vienna Ramblocks, gründete er mit einem Dutzend Neugieriger, die sich auf sein Zeitungsinserat gemeldet hatten, das „1. Grazer Football Team“, später umbenannt in „Graz Giants“. Gleichzeitig formierten sich in ganz Österreich die ersten Teams. Es sollte aber noch einige Jahre dauern bis am 20.10.1984 die erste Austrian Bowl ausgetragen wurde. Die Giants standen im Finale, verloren aber gegen die Salzburg Lions. Es sollten zehn Titel folgen – 86,87,88,90,91,92,95,97, 98 und der bislang letzte volle Erfolg im Jahr 2008.

Ein Zitat von Vikings Präsident Karl Wurm in einem Interview auf der Schmelz im Frühjahr 2005: „15 Jahre lang hat man in Österreich Football gespielt, weil Stefan Herdey Football spielen wollte. Ich hab versucht den Vikings einen plausiblen Grund zu geben mitzuspielen. Ich denke das ist mir am Ende gelungen.“

Sie sehen also, dass Herdey indirekt auch für den Erfolg der Vikings mitverantwortlich ist.

First and Twenty
Man kann es zwar kaum glauben, aber so steht es in den Annalen:
Herdey stand bis zum Ende seiner aktiven Karriere 1998 bei jedem Match der Giants auf dem Feld!
Neben den sportlichen und beruflichen Erfolgen, Herdey genießt bei Weggefährten wie Gegnern höchste Anerkennung und ist heute ein erfolgreicher Wirtschaftsanwalt in Graz, hat er auch die Gabe Geschichten zu erzählen, ohne dabei ein Geschichtenerzähler zu sein. Dabei hilft ihm seine Beobachtungsgabe und sein Hang zur Ironie und Selbstironie.

Herdey hat sich nie selbst zu ernst und wichtig genommen – immerhin hat er zu einer Zeit mit Football begonnen, als das für alle anderen noch etwas völlig Verrücktes war. In seinem 2001 im Eigenverlag erschienenem Buch „First and Twenty“ fasste er viele dieser Anekdoten und Geschichten zusammen. Nicht nur für Footballfans ein im höchsten Maße amüsantes und interessantes Stück Literatur, dass so gar nichts gemein hat mit den üblichen Publikationen von Rechtsverdrehern. Es ist kein Sachbuch, sondern ein Lachbuch mit Tiefgang.

Herdey sagt selbst über dieses Buch: „Auch wenn manche Geschichten verrückt und unglaubwürdig klingen, sind sie alle so passiert. Es steht die Wahrheit drinnen, auch wenn das nicht allen gefällt.“

Second and Nine
Das Buch ist seit drei Jahren vergriffen, wobei es wohl nach dem Regelbuch und der WSO die wichtigste Lektüre für Spieler und Fans wäre. Selbst Menschen die mit Football überhaupt nichts anfangen können, hätten daran wohl ihren Lesespaß.

Seit ebenso langer Zeit versucht daher Football-Austria Chefredakteur Walter Reiterer Herdey dazu zu bewegen, das Buch neu aufzulegen. Erfolglos. Nun dürfte das lange Warten aber ein absehbares Ende haben.

Herdey bot Reiterer an das Buch nicht bloß neu aufzulegen, sondern um die vergangenen Jahre zu ergänzen. Den zweiten Teil soll der schreiben, der darauf pocht, dass der erste wieder erscheint: Walter Reiterer selbst.

Herdey über Reiterer: „Der Mann hat eine Gabe, die ich persönlich sehr schätze. Er kann Geschichten so erzählen, dass man sie lesen will. Außerdem legt er zwischen den Zeilen Nachrichten ab, die erst später relevant werden. Da sind Volleyball-Auflagen dabei, die das „Opfer“ erst erkennt, wenn es den Ball bereits abgeschlagen hat. Eine schöne Sache. Das hat Klasse und er soll das daher machen. Ich habe die ersten 20 Jahre aus Sicht eines Aktiven geschildert, er wird der sein, der die darauf folgenden Jahre aus Sicht eines außen stehenden Journalisten schildert. Und das wird funktionieren.“

Reiterer über Herdey: „Ich war über sein Angebot überrascht und erfreut und habe sofort zugesagt, obwohl die Schuhe ziemlich groß sind, in die ich da schlüpfen soll. Ich habe das Buch vor vier Jahren verschlungen und dann leider in Texas in einem Flugzeug verloren. Herdey hat mir nie ein zweites Exemplar gegeben. Ich erinnere mich, dass ich das Buch an einem Tag mit offenem Mund ausgelesen habe, es dann wochenlang bei mir trug, Geschichten mehrmals las und daher habe ich viele Passagen im Kopf, die in ihrer Komik und Tragik nur schwer zu übertreffen sind. Ich glaube auch, dass die Geschichten von 2001 bis heute nicht mehr ganz diesen Charme haben, aber vielleicht liegt ja auch in der Diskrepanz zwischen dem professionellem Anspruch und der Realität des heutigen Football in Österreich der Stoff, aus dem Teil zwei gemacht sein sollte. Ironie ist der Unterschied zwischen unserer Vorstellung und der Wirklichkeit und sie gibt uns die Kraft sich mit unserer Existenz anzufreunden.“

Reiterer hat mit der Arbeit bereits begonnen. „Ich schätze, ich werde ein halbes Jahr brauchen, um alle möglichen Inhalte zu sichten, zu beurteilen und in Folge zu Papier zu bringen. Ich hoffe auch auf input von der Community, denn vieles habe ich aus reinem Selbstschutz schon wieder vergessen. Eine Geschichte, die mir sehr am Herzen liegt ist die „from dusk till dawn“ Story, die ich gemeinsam mit Michael Eschlböck und Bojan Savicevic in Tschechien, während eines EFAF Cup Spiels der Giants, erleben „durfte“. In der Gastwirtschaft „Zum Turek“ (!) wurden wir beinahe Opfer von Dorfvampiren. Das war, Michael und Bojan werden das bestätigen, das Schrägste was uns jemals im Leben im Rahmen eines Footballspiels passierte. Wäre ich an dem Abend auf Grund einer Beschwerde über eine Beilage ermordet worden, ich hätte mich nicht beschweren können. „Death by rice and no potatoes“ oder „Their last supper was a very delicious chicken gordon bleu“. Die Qualität möchte ich halten und unter Umständen wird einigen Leuten auch nicht gefallen, was sie lesen, aber die sollten das dann auch mit Humor nehmen.“

Geplanter Erscheinungstermin ist der Herbst 2010. Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft soll dann ein Bestseller aus der Idee geworden sein.

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