Foto: Budapest Wolves | In einem spannenden Match gegen fusionsverstörte, aber enorm eloquent agierende Carinthian Cowboys, konnte das Team von Lee Hlavka einen hart erkämpften Sieg nach Hause fahren. Die Cowboys verließen gesenkten Hauptes die ungarische Hauptstadt, hatten dazu aber eigentlich keinen Anlaß. Die Kärntner hätten dieses Match durchaus gewinnen können und sollten außerdem einer besseren Zukunft entgegenblicken. Die Gegenwart ist allerdings brutal. 1:3 in vier Partien, damit sind sie nach den Gladiators das zweite Team für die es kein weiteres Saisonmatch in diesem Jahr mehr gibt. Noch viel überraschender: auch die Ungarn sind weder mit dem Ergebnis, noch mit der Veranstaltung und schon gar nicht mit den Playoffs zufrieden. |
Game- und Interview Video (~9min)
Fotogalerie
Fotos vom Pre Game St. Laurence Giants vs Uzhgorod Warriors
Trial & No Error
Keine TV Auftritte, keine Radiospots, kein Finger wird gerührt für das Match gegen die Cowboys. So der Promoplan von Attila Àrpa vor dieser Begegnung. Nun wird sich jeder Marketingexperte am Kopf fassen und sich fragen was das soll? Die Antwort ist ebenso einfach wie wenig einleuchtend: man wollte austesten ob die Zuschauermassen des ersten Heimmatches gegen die Vienna Knights auch wegen Football „alleine“ kommen würden und nicht weil ihnen in stundenlangen Fernsehsendungen erzählt wird, daß sie hingehen müssen. War das nur ein Strohfeuer oder bereits der Flächenbrand? Das Ergebnis: ja sie brennen! Zufrieden jetzt? Es kamen halt weniger, weil man muß jene Leute abziehen, die es einfach nie erfahren haben, daß ein Match stattfindet. Wir lassen Herrn Àrpa als haßgeliebten Medien Yuppie diese Agenda unbenommen, möchten aber mit Verlaub darauf hinweisen, daß Football-Austria.com 5000 Zuschauer angekündigt hätte. Diese Schätzung wäre nicht so schlecht gewesen, hätte der Mann sein Adonis Haupt öfters vor eine Kamera gestellt. Sei’s drum. Anhand dieses eher ungewöhnlichen Tests weiß man nun, daß es ein sehr reges Interesse am Footballsport in Ungarn gibt. Keine weiteren Tests bitte!
Wolves & Cowboys
Foto: Budapest Wolves | Nur der (Low)Score und nicht die Entwicklung zeichneten dieses Game als typisches Wolves Spiel aus. Hat man gegen die Knights und Gladiators erfolgreich versucht sie in der ersten Halbzeit körperlich zu zermürben, um in der zweiten zuzuschlagen, ging dieses Konzept gegen die Cowboys beinahe in die Hose. Wahrscheinlich lag es daran, daß sie zur Halbzeit bereits relativ deutlich mit 12:0 in Front lagen. Schuld daran nicht alleine die Offensivkräfte der Budapester, sondern die zu Interceptions geworfenen Bälle der Cowboys Quarterbacks. Insgesamt drei Mal gaben die Klagenfurter den Ball an die Wolves mittels Paß ab, zwei Mal führte dies unmittelbar zu Punkten. |
Stimmen & Stimmungen
Cowboys HC Jeff King konnte unmittelbar nach dem Match seinem Team keine Vorwürfe machen. Sie hätten ordentlich gekämpft und unverdient verloren. Die Schuld für die Niederlage sah King in einer Fehlentscheidung der Unparteiischen im letzten Drive der Wolves, sowie im schlechten Training der Cowboys der vergangenen Wochen, hervorgerufen durch die Vorbereitungen zu Fusionierung der beiden Kärntner Teams. Cowboys und Falcons absolvieren bereits gemeinsame Trainingseinheiten und Jeff King wird hier laut eigener Aussage nicht professionell eingebunden. Seine Spieler werden zum Training mit den Falcons abgezogen, unabhängig davon ob er mit dem Team trainieren will. Die Falcons haben scheinbar damit gerechnet, daß die Spielgemeinschaft rasch über die Bühne geht und dabei die Chancen der Cowboys verspielt. King wortwörtlich: „Wie soll ich eine Mannschaft zum Erfolg führen, wenn man so tut als sei ich unsichtbar? Es gibt derzeit keine Fusion! Ich hätte mit diesem Team trainieren müssen. Die Trainingseinheiten zusammen haben weder meinem Team noch den Falcons etwas gebracht.“
Nicht viel anders sehen das einige Spieler der Cowboys, die einer Fusion (mit wenigen Ausnahmen) im Allgemeinen positiv gegenüberstehen, aber eben erst dann, wenn diese stattgefunden hat. Direkt in der Kritik Kings und seiner Spieler steht Falcons Manager Manfred Mocher und sein Headcoach Bob Bradley.
„Worin der Vorteil für die Falcons in einer Spielgemeinschaft während der Saison liegt ist evident. Da muß man nur zusammenzählen wie viele Spieler dort noch tatsächlich am Feld stehen während eines Spiels. Kann man mir sagen worin unserer gelegen wäre? Ich sagte ihnen sie können 12 Spieler von uns haben, wenn wir wie gehabt trainieren können. Mocher und Bradley wollten aber nur unsere Spieler haben und unsere Bedürfnisse dabei ignoriert. Das hat uns u. A. das Playoff gekostet.“, so King.
Kings Hoffnungen beruhen nun darauf, daß auch die Falcons diese Vorgangsweise als falsch einschätzen und die Fusion im kommenden Jahr trotzt dieser fehlgeschlagenen Ruck-Zuck Aktion ein Erfolg wird. Die Zeichen dafür stehen nicht allzu schlecht. Er, King, sei bereit auch hierarchisch einen Schritt zurück zu treten und stellt keinen Anspruch auf den Headcoach Posten eines fusionierten Kärntner Teams. Diesen Mann trotz seiner Kritik an der jetzigen Vorgehensweise einzubinden, würde die Festigkeit der Fusion unter Umständen verstärken. Jeff King hat keinen geringen Einfluß auf das Cowboys Team und genießt, obwohl man seine unkonventionelle Methoden of kritisiert, durchaus Ansehen bei seinen Spielern.
Ebenfalls leicht genervt nach dem Match zeigte sich Wolves Zampano Attila Àrpa. Die Revanche ist ihm zu niedrig ausgefallen und der Event habe laut ihm nicht ganz funktioniert. Es gab einige Pannen beim Timing der verschiedenen Showeinlagen, welche uns als Zuseher gar nicht so aufgefallen sind. Dazu Àrpa: „Spielerisch haben wir zu wenig gezeigt. Wir wollten uns revanchieren für die Niederlage in Klagenfurt. Herausgekommen ist ein knapp erkämpfter Sieg. Damit sollte man zufrieden sein, muß man aber nicht. Beim Event sind uns Fehler unterlaufen und ich hasse Fehler. Den Einlauf haben wir vermurkst und nach dem Match spielt der DJ die Leute mit 140 Dezibel Hardrock aus dem Stadion nach Hause. Das ist zum Schreien. Wir versuchen unseren Gameday perfekt zu inszenieren. Wenn solche Fehler passieren, dann ärgert mich das. Wir werden versuchen beim nächsten Mal wieder eine perfekte Show zu liefern.“
Das kommt davon, wenn man die Sache nicht promotet und nur mit halber Kraft angeht. Wie erwähnt wäre uns das nicht großartig aufgefallen, der Perfektionist Àrpa hat uns also die Abweichungen zwischen Script und Aufführung erzählt. Viel wichtiger erschien uns allerdings, daß der Stadionsprecher dieses Mal sich nicht nur besser informiert, sondern auch als Sportsmann profilieret hat. Pfiffe aus dem Publikum waren da, aber seltener als noch gegen die Knights zu hören. Es gab sogar erste, wenn auch noch zaghafte Ansätze bei schönen Spielzügen dem Gegner zu applaudieren. Das erscheint uns viel wichtiger als ob das Feuerwerk exakt in der richtigen Sekunde losgeht. Das ungarische Publikum ist nicht nur Willens zum Match zu erscheinen, sondern importiert auch gängige Gepflogenheiten der Fairneß und Sportlichkeit. Hier sehen wir klar einen Fortschritt.
Besonders tiefe Sorgenfalten in Àrpas Gesicht zeichneten sich ab, als ihm klar wurde, daß die Wolves nach diesem Sieg und der Niederlage der Knight gegen die Raiders mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ihr Playoff Spiel gegen die Cineplexx Blue Devils II in Budapest spielen. Sorge macht ihm weniger die Stärke der Mannschaft, sondern die Unberechenbarkeit der Hohenemser. „Wir haben auf Football-Austria.com gelesen, daß die Blue Devils bereits ihr Auswärtsspiel gegen die Raider abgesagt haben. Sie scheinen sich allzu sehr auf ihr AFL Team zu konzentrieren, daher haben wir Angst, daß sie auch dieses Spiel canceln, weil die Division II offenbar für sie keinen Wert darstellt und der Anfahrtsweg doch sehr weit ist. Wir bemühen uns sichtlich bei unseren Heimmatches eine fettes Event auf die Beine zu stellen, welches auch mit einem enormen finanziellen Aufwand verbunden ist. Würden die Devils nicht erscheinen, wäre das eine mittlere Katastrophe für uns!“, sagte ein mißmutiger Attila Àrpa.
In der Tat müßten sich die Vorarlberger dann fragen lassen wozu sie eigentlich ein Team II stellen. Dementsprechend kam auch postwendend die Entwarnung aus dem Ländle von Devils Präsident Christoph Piringer. „Die Absage des Raiders Matches tat und tut mir persönlich leid. Diese hatte seine Gründe und die Spielfähigkeit war in diesem Moment aus verschiedenen Gründen tatsächlich nicht gegeben. Ob man uns das glaubt oder nicht. Es war so. Im Falle, daß wir mit den Devils II 900 Kilometer nach Budapest reisen müssen, werden wir das aber selbstverständlich tun. Ich habe von meinen Coaches nichts Gegenteiliges gehört und meine Meinung dazu ist eindeutig: auf nach Budapest, wenn es so sein soll! Durch die ungerechte Einteilung der Nachwuchsmatches durch die Nachwuchsbeauftragte des AFBÖ, Sabine Katzmayer und Vize Karl Wurm (Anm.: Football-Austria.com wird davon nächste Woche berichten), müssen wir uns an lange Anfahrtszeiten sowieso rasch gewöhnen. Ein schöner Test für die langen Fahrten im Herbst. Wir werden dort sein. Kein Problem.“ Good news for Budapest.
Partyzone Budapest
Trotz der äußerlichen Niedergeschlagenheit wegen des Erfolgs ließen es sich die Wölfe aber nicht nehmen nach dem Match diesen gar so bitteren Sieg im Budapester Club „Oxygen“ zu betrauern. Der Jammer wurde noch größer als wir Wolves Headcoach Lee Hlavka auf Anfrage mitteilen mußten, daß die Chrysler Vikings ihre Charity Bowl eben nicht gegen die Badgers absolvieren. „Aber warum, das steht doch auf deren Plakat?“. In der Tat haben die Wiener ihren Gegner als „University of Wisconsin“ am Poster tituliert. Hlavka lebt in Wisconsin und für ihn, wie für viele andere, heißt das Football Team der UV of Wisconsin Badgers. Als er erfuhr, daß es sich dabei lediglich um die Eau-Claire Universität handelt, jammerte schließlich auch er die halbe Nacht durch. Erst als wir ihn fragten ob er Packers Fan sei, konnte er wieder lachen und erwiderte unsere Frage mit: „Ist der Papst katholisch?“.
Was sich sonst noch dort abgespielt hat, beschreiben am besten die Worte eines hier nicht namentlich erwähnten Präsidenten eines bekannten österreichischen Footballvereins:
„Das Leben ist ein Jammertal, schön ist’s nur im Nachtlokal.“
Wir werden versuchen für ihn und andere Freunde von Zitaten eine paßwortgeschützte Fotogalerie dieser ausgelassenen Feier im Netz zu verstecken. Traurig, aber so ist das Leben!
Game- und Interview Video (~9min)
Fotogalerie
Fotos vom Pre Game St. Laurence Giants vs Uzhgorod Warriors
Budapest Wolves vs Carinthian Cowboys 18:8
(6-0 / 6-0 / 0-8 / 6 -0)
15.05.2005, Kickoff: 16.00h, Bozsik Stadion, Budapest, 2700
Referees: Steiner / Koller F. / Koller E. / Zwicker / Tadic Z.
Football-Austria.com Spielbewertung (max. 10 Balls)
Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Hot-Dog Test:
Football-Austria.com MVP:
RB Peter Cseperkalo (Budapest Wolves)
7 Kommentare:
riesen kompliment an die wolves! ein wahnsinns match, irres (faires) publikum! auch wenn wir verloren haben - eine erinnerung für die ewigkeit!
bitte wer war das im vorspiel? wo kommen die denn her? war das ein freundschaftsspiel oder wie oder was oder wo?
also de wolves habn da aba gaaanz fesche cheers ... respekt!
wie waren denn die Umkleide Kabinen?
das Vorspiel war ein Spiel zwischen 2 ungarischen Teams!
Das Vorspiel waren die St.Lawrebce Giants (das andere Budapester Team, erstes spiel überhaupt) gegen die Uzhgorod Warriors aud der Ukraine.
>>Anonym hat gesagt…
wie waren denn die Umkleide Kabinen? <<
Ein Leckerbissen, aber ich denk mit genug Antibotika und sonstigem Chemiezeugs werden wir die Pilze und das andere Zeug in ein paar Wochen auch wieder los sein ;-)
Aber man muß den Wolves ein großes Lob aussprechen, es war ein riesen Erlebnis, dort zu spielen (Feuerwerk, Cheerleader, Fans, ...). Ich hoffe, das sich einige österreichische Vereine ein bisschen von den Wolves abschauen, wie ein Football Sunday ablaufen könnte.
Kommentar veröffentlichen