Dienstag, Februar 28, 2006

1 Jahr Football-Austria.com

Teil I – Der Ursprung


Scharfstellen! Hannes Kopp und Walter H. Reiterer bei der Austrian Bowl 2005.
Foto: Andreas Chramosta


Ein Jahr ist es her, als ich mein gesammeltes American Football Material in einen Weblog stopfte, damit es „irgendwo“ deponiert ist. Ohne im ersten Moment zu wissen was daraus werden wird. Im zweiten Moment war es dann aber klar. Ein Footballmagazin muß her. Im ersten Teil der Rückschau erfahren Sie einiges über die Entstehungsgeschichte von Football-Austria.com. Im danach folgenden zweiten Teil gibt es einen redaktionellen Jahresrückblick, nackte Zahlen, Fakten und eine unvermeidliche Danksagung.

Entstehungsgeschichte, oder warum es trotz Karl Wurm Football-Austria.com gibt.
Den meisten Lesern wird nicht bekannt sein, daß es einer Anneinaderkettung von Zufällen zu verdanken ist, daß es Football-Austria.com in der heutigen Form überhaupt gibt. Schuld daran haben mehr oder weniger Christopher Eric Houben, der ehemalige Pressemann des AFBÖ und Michael Holub, der heutige Vikings Vizepräsident. Aber eigentlich hat das alles viel früher begonnen. Nämlich ca. vor 20 Jahren.

Damals arbeiteten wir (Michael Nemeskal und ich) bei MEKI Schallplatten in Wien. Einer unserer Kunden war der blutjunge Michael Holub, der die Mitarbeiter des Ladens immer wieder überzeugen wollte sich ein American Footballmatch im Prater anzuschauen. American Football? Schwachsinn! Was machen wir dort? Alle paar Minuten rennt ein Haufen Halbstarker in Strümpfen und Plastikritterrüstung aufeinander zu und schreit sich dabei seltsame Anglizismen ins Schutzgitter ihrer umgebauten Mofahelme. Um meine vorgefertigte Meinung zu untermauern besuchte ich (Ich glaube es war Sommer 1987) so ein Match. Es war unglaublich langweilig und völlig daneben. Ich hatte also Recht. Football ist etwas für trübsinnige Wirtschaftsstudenten, denen bei ihren halbgebildeten Vanillletee-Gesprächsrunden einfach fad geworden ist. Deshalb machen sie jetzt Sport, aber weil sie eben voll individuell sein wollen, haben sie sich einen ausgesucht, wo sich keiner auskennt, außer sie selbst (wenn überhaupt) - die designierte geistige Elite dieses Landes. So sah ich das damals, konnte es aber noch nicht in solche Worte fassen. Es war mir also kurz gesagt z’deppat um es mir anzuschauen. Wobei ich zugeben mußte es zumindest interessant gefunden zu haben, weil es mir eben nicht im Geringsten gegeben war dem Geschehen am Platz zu folgen. Böse Zungen sagen es habe sich bis heute daran nichts geändert. Trotzdem machte ich mal eine ca. 8-jährige Matchpause.

1996 trat ich in die Libro Gruppe ein und diese war einer der Sponsoren der Vienna Vikings. Als Zuckerl gab es zwei Saisonkarten für den Konzern. Nun war ich bei meinem Eintritt nicht gerade eine hohes Tier bei Libro, bekam aber trotzdem diese Karten, weil es neben mir nur noch einen zweiten Bewerber gab, ich diesen aber mit der Aussage „Ich gehe schon seit Jahren auf die Matches und kenne den Quarterback der Vikings persönlich!“ locker übertrumpfen konnte (Ich dachte Holub ist QB, ich kannte auch keine andere Position in einem Footballteam).

Es war der 30. März 1996, ich erinnere mich ganz genau an jenen Tag, wo es um mich geschehen war. Ein Abendmatch auf der recht kühlen Schmelz gegen die Graz Giants. Die Vikings gewannen knapp mit 34-31, wurden in Folge im selben Jahr zum zweiten Mal Meister. Das wirklich entscheidende war aber, daß alles ganz anders war wie vor fast einem Jahrzehnt im Prater. Der Einlauf der Teams, die Cheerleader, die Musik, das Feuerwerk und die vielen Leute (ca. 800?) haben mich mitgerissen. Noch dazu wußte ich beiläufig, daß die Grazer die Besten in Österreich sind und sie zu besiegen wäre ganz schwer. Ich beschloß in erster Linie Footballfan zu werden und in zweiter Linie einer der Vikings. Immer vorausgesetzt, daß sie weiter gewinnen. Fix binden wollte ich mich mit 28 Jahren noch nicht. Das sollte sich also mehrmals umkehren.

Als die Wikinger am 22.6.1997 ihr Halbfinale mit 26-48 gegen die Klosterneuburg Mercenaries verloren, beschloß ich Mercenaries Fan zu werden, ohne den Namen des Teams buchstabieren zu können. War aber egal, denn die Fanclubmitgliedschaft überdauerte kein einziges Match. Im Finale waren die heutigen Dragons den Giants hoffnungslos unterlegen und so beschloß ich eine erneute Wende Richtung Graz. Immerhin bin ich ja eigentlich Steirer! In den kommenden Jahren sollte ich Fan von beinahe jeder Mannschaft werden, verfolgte nicht nur die Matches in Wien und Graz, sondern bereiste auch erstmals St. Pölten, später Baden und dann auch die Ferne in Tirol (2001). So ganz nebenbei fiel mir mal auf, daß mir der Platzsprecher der Vikings bekannt vorkommt – das ist doch unser ehemaliger MEKI Kunde! Hallo Michael, ich bin wieder da!

2002 beschloß ich dann „irgendwas“ mit Football zu machen. Ich lud den noch völlig unbekannten Vikings Quarterback Shawn Olson zu einem Online Chat. Gemeinsam mit Mario Klima und Ralph Pointner standen sie einer erstaunten Community Rede und Antwort. Siehe auch: Chat with the Quarterback, wo auch ein Log von dieser teilweise sehr schrägen Unterhaltung nachzulesen ist. Es folgten Berichte über diverse Matches und schließlich der Gedanke eine Footballplattform ins Leben zu rufen. Das sollte aber noch dauern, denn mein erste Anlaufstation in Sachen Kooperation waren die Vikings, denen ich über Dritte mitteilte (Wurm sprach zu der Zeit noch nicht persönlich mit Leuten wie mir.), ich wolle etwas (keine Ahnung was) ins Leben rufen. Ihre Webseite sei eh für die Fische und ab jetzt mache ich das mit der Football Community - und zwar ganz super und voll toll! Die Vikings hatten damals nichts auf ihrer Webseite. Die Fans kommunizierten über das Gästebuch! Karl Wurm erfuhr über Alfred Neugebauer von meinen Ideen, ließ mir über den Alfi gleich ausrichten ich sei ein Trittbrettfahrer (!) und solle ihn zufrieden lassen, weil er sei generell grad schlecht zu sprechen auf Typen wie mich. Das werde und sollte ich mir aber bis heute merken! Nun gut, dieser Wurm ist also ein eher bockiger Typ, versuchen wir es mal wo anders. In Graz scheiterte ich nicht an Ignoranz, sondern daran, daß niemand verstand was ich machen will. Innsbruck war zu weit weg und den Rest kannte ich so gut wie überhaupt nicht. Was mache ich jetzt? Eben keine Footballplattform? Nein, so schnell geben wir nicht auf! Wegen einem Wurm wird mein Apfel nicht faul!

Also schrieb ich weiterhin vor mich her in der Hoffnung gelesen zu werden. Die Community, für die ich damals diese Artikel verfaßt habe, hat das nur verwirrt. Es waren zwar sehr viele, aber kaum jemanden wußte etwas mit Football anzufangen und des öfteren wurde ich gefragt, ob ich sie damit nicht einfach in Ruhe lassen will. Es war mir niemand böse, man sah es halt als mein exotisches Hobby an, welches man mir nicht nehmen wollte. Das ging so ein Jahr lang. Mehr darüber findet man auf fishfinger.org.

Wendepunkt war dann das Jahr 2003, wo ich völlig losgelöst von Ahnung und Wissen (who is who?) in totaler Euphorie vom 34-33 Eurobowl Halbfinalsieg der Vikings über die Bergamo Lions berichtete. Die Umstände wie dieser Bericht + Fotos zu Stande kamen, kann sich kaum jemand ausmalen. Ich wurde damals von den Vikings beinahe ignoriert. Alfred Neugebauer kannte den „Irren“ aber schon, schenkte ihm zwei Tickets an der Mittellinie, aber von Presseakkreditierung usw. war noch lange keine Rede. So schummelte ich mich an der Security vorbei (frühes Training für das Reliant Stadion), schoß unten mit meiner 99 Euro Kamera Fotos und unterlegte sie mit völlig wahnwitzigen und erfunden Texten. Unter dem Foto von Michael Eschlböck und Tom Smythe stand im Original (wurde ausgebessert), daß der Trainer der Bergamo Lions (ich hielt Eschlböck für diesen) dem Trainer der Vikings (den hab ich mit Tom Smythe zufällig richtig erraten) gratuliert! Das ganze sah mit Belustigung der AFBÖ, namentlich Christopher Eric Houben, der dann auch so nett war und mir per E-Mail mitteilte, daß der Typ links nicht der Bergamo Coach, sondern der österreichische Verbandspräsident sei. Ich hatte es geschafft! Erstmals nach fast 3 Jahren Arbeit hat mir jemand eine Mail dazu geschickt und dann auch noch dazu der Pressesprecher des offiziellen Verbandes!! Es kann also nichts mehr schiefgehen. Das ist gerade 2 1/2 Jahre her.

Der Rest der Geschichte.
Es erschienen (auch auf Wunsch des Verbandspräsidenten) Kolumnen auf der AFBÖ Seite die für heftigen Wirbel gesorgt haben. Was kaum jemand bemerkt hat: Es passierte nur drei Mal! Keine fünf Stunden Arbeit für ein halbes Jahr Gesprächsstoff. Ich legte einige Gramm Zynismus in diese Zeilen, versuchte dabei aber auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Ich denke heute, daß diese Geschichten wertvolle Beiträge waren und wenn ich sie mir jetzt durchlese muß ich sagen: fast nur wahre Worte. Ganz rasch wurde klar, daß die Seite des Verbandes nicht die richtige Plattform war um so was zu veröffentlichen, zudem sich der selbst im bereits dritten Beitrag im Mittelpunkt der Kritik wiederfinden sollte. Doch noch bevor es dazu kam (September 2004) wurde ich demissioniert, wenn man so will: schwer abgeschossen.

Nun stand ich da, der Verband hatte mich entsorgt, ich hatte Hunderte schlechte Fotos und eine Handvoll halblustiger Artikel. Und noch einen Job als Chefredakteur bei einer Sportmarketing Agentur. Was tue ich? Christopher Eric Houben, mittlerweile nicht mehr Pressesprecher des Verbandes, aber ein guter Freund von mir, hatte einen Blog. Das fand ich irgendwie sehr passend und „cool“ um den ganzen Stoff irgendwo zu parken, damit er nicht gänzlich verloren geht (Das Zeug ist übrigens nicht mehr online). Das ganze Setup dauerte vielleicht 2 Stunden. Bis heute hat sich am redaktionellen Teil nichts wesentliches verändert. Mitte Februar 2005 hatte ich noch keinen Gedanken daran verschwendet dieses Zeug zu erneuern. Ende Februar, nachdem man „meinem Weblog“ die Türen einrannte, rief ich mal um Hilfe, die dann in Person von Michael Nemeskal auch kam. Machen wir ein Footballmagazin? Lesen wollen das ja anscheinend sehr viele Leute. Okay, machen wir ein Footballmagazin. Wie geht das eigentlich? Kennst du dich da aus? Also ich kann schreiben und du fotografieren. Das geht schon irgendwie, oder? Weiß nicht, machen wir mal. Das war alles meine Damen und Herren. Es gab kein Konzept, keine Agenda, keinen Businessplan, keine Idee was wir damit auslösen, anrichten oder vorhaben. Das hat sich seither natürlich geändert, ist zum Erzählen zwar sehr romantisch und sexy (einfach loslegen), aber bis heute auch eine offene Flanke. Planlos durchs Weltall spielt es zwar nicht mehr, aber der nicht ganz gewollte anarchische Ansatz ist uns geblieben. Als Credo und als Hinkefuß. Was von da an bis zum heutigen Tag passiert ist erzähle ich Ihnen im zweiten Teil.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

happy bithday to you, hapy b....undsoweiter. schön, das es dich und deine seite gibt. du hast im wahren sinne des wortes geschichte geschrieben!! weiter so, ich freu mich jeden tag auf dein gesülze ;-))

Anonym hat gesagt…

Danke, dass es so irre Typen wie dich gibt! Mach weiter so!!!!!

Anonym hat gesagt…

Geburtstagsständchen werd ich jetzt keines singen/tippen, aber als Dankeschön für beinahe tägliche Geschichten über Football in Austria hab ich jetzt mal Gebrauch von deinem Spenden-Button gemacht. Ich denk das freut dich mehr...

Anonym hat gesagt…

Sehr leiwande Story. Das der Verband den Mister damals Arsch voraus rausgeschmissen hat, bzw. nie reingelassen hat, ist übrigens neben Wurm (der das heute nicht mehr so klar sieht) den Innteligenzallergikern Katzmayer&Katzmayer zu verdanken, die sich damals bedroht von den Typen fühlten. Nicht ganz zu Unrecht, denn wer nachdenkt schüttelt das Haupt bei der Truppe, die diese Chance nicht erkennen wollten. Wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte.

Anonym hat gesagt…

GRATULATION!!!

(@ vorposter dann doch eine bemerkung: nur weil jemand fanatisch ist und irre dinge macht und dinge zurecht bekrittelt bedeutet das nciht dass er einen sportverband auf fordermann bringen kann dh. dass er es bessermachen könnte. jeder auf seinem platz. Fischfingers Platz ist nicht in einem Verband. Fischfingers Platz ist jene des ewigen fingerindiwundenlegers. die damalige entscheidung war richtig - wer immer diese "verantwortet"....)

Anonym hat gesagt…

auf fordermann bringen

Ich glaube auch nicht, daß er den Verband nach forne gebracht hätte. Nach vorne möglicherweise aber schon.

Anonym hat gesagt…

der hat gesessen!

Anonym hat gesagt…

ob forne oder vorne ist doch wirklich egal.

mir ist lieber so wie es ist: sonst hätten wir nämlich wahrscheinlich gar kein football-austria.com und dmait keinen "aufdeckerjournalismus".

passt schon wie es ist. und wem der verband nicht passt soll selber kandidieren.

:P