Vikings QB Philipp Jobstmann am Boden. In einem spannenden Match führte er aber sein Team schlussendlich zum Sieg. Foto: Walter H. Reiterer | In einem hochklassigen und dramatischen Division I Halbfinale bei brütender Hitze brachten die St. Pölten Invaders die hoch favorisierten Chrysler Vikings II an den Rand einer Niederlage. Dort blieb man dann aber (aus Sicht der Wikinger fast wunschgemäß) auch stehen. 40-33 der Endstand - zur Pause hatten die Invaders bei 18-19 die Nase noch vorne, wobei den Niederösterreichern dabei aber noch ein Touchdown unter mysteriösen Umständen aberkannt wurde. Viel Glück hatten also die von Gegner, Hitze und den gähnend leeren Rängen auf der Schmelz irritierten Vikings II, die nur mehr über den Kampf, die Special Teams und ihre numerische Überlegenheit den Sieg nach Hause fahren konnten. Spielerisch waren beide Teams an diesem Tag auf Augenhöhe. Fotogalerie 1 Fotogalerie 2 Interview Video (~12min.) |
Foto: Walter H. Reiterer | Nervös, unkonzentriert und fehleranfällig. So gingen die Wikinger in dieses Spiel und so beendeten sie es dann auch. Nur zwischendurch erinnerte das Team phasenweise an die großartigen Vikings II dieser Saison, welche kein einziges ihrer Matches verloren haben. Nur im ersten Match gegen die Steelsharks (ebenfalls auf der Schmelz) kam man einmal in Bedrängnis. Ansonsten wirkten die Spieler um die Coaches Chris Calaycay, Shawn Olson und Takahashi Atkins souverän, bisweilen sogar abgeklärt. Ob es der Rummel um den Spieltermin war der die Herren in Violett gar so aus dem Konzept brachte, die erbarmungslos genau über der Schmelz stehende Sonne, oder gar das offen zur Schau gestellte Desinteresse der Fans, die dem Donauinselfest scheinbar den Vorzug gaben, spielt dabei keine Rolle, denn es war ihr ausgesuchter Tag und ihre ausgesuchte Stunde. Die Invaders hielten das bereits vorher für eine Schnapsidee, sollten damit auch Recht behalten und so erinnerte die Kulisse beim kickoff als wäre man beim Training der Junioren gelandet. Nein, wir waren richtig. Halbfinale Division I. Es schien alles nach Plan zu laufen als Mariusz Malinowski sein Team mit 6-0 als erstes auf das Scoreboard brachte. Auch konnte die Vikings II Defense den ersten Drive der Invaders stoppen, aber eine Interception, geworfen von QB Philipp Jobtsmann, leitete (eher unverständlich) eine lange Phase der Verunsicherung und Nervosität bei den Violetten ein. Valentin Kopatz konnte ausgleichen, bevor Philipp Jobstmann die Hände von Daniel Kovacs fand und das erste Viertel bei einem Spielstand von 12-6 zu Ende ging. Im zweiten Viertel glichen die Invaders durch Markus Seitz erneut aus, konnten sogar (vermeintlich) in Führung gehen als ein 78 yards TD Pass von Markus Sandler in der Endzone der Vikings ankam. |
Die Prognosen von Laien und Experten zur Pause waren eindeutig: die Invaders werden in der zweiten Halbzeit körperlich eingehen, da sie den Wikingern zahlenmäßig unterlegen sind und einige Spieler durchspielen müssen.
Keine allzu schlechte kollektive Vorhersehung, denn nach Wiederbeginn hatten die Vikings II ihre beste Zeit. Ein kickoff return von Johannes Neusser, ein TD von Roman Meklau und zwei schön heraus gespielte 2 Point Conversions zählen zusammen nach Adam Riese 16 Punkte. Aus dem Rückstand wurde binnen Minuten ein komfortabler Vorsprung (34-19), den man nicht mehr hergeben mochte. Die Invaders gaben nicht auf, wären durch Markus Seitz und QB Markus Sandler noch einmal herangekommen, hätte Thomas El-Badramani zwischendurch nicht noch schnell den Weg in die Invaders Endzone gefunden. In Summe fehlten den Invaders am Ende sieben Punkte zum Glück (Endstand 40-33), umso mehr haderte man mit dem aberkannten Touchdown, zudem es noch eine zweite umstrittene Entscheidung zu Ungunsten der St. Pöltener zu vermelden gab. Im dritten Viertel war nach einem Pass auf der linken Seite Roman Pable mit dem Ball bereits auf und davon, als das Spiel durch einen Pfiff unterbrochen wurde. Alle dachten Pable wäre OB gelaufen – war er aber nicht, was auch die Referees so sahen. Es gab eine Strafe gegen die Vikings wegen eines Holdings. Eldon Cunningham zuckte danach endgültig aus, schoss sein knallrotes Invaders Kapperl durch die Gegend und wollte höflich, aber sehr bestimmt wissen warum der Spielzug unterbrochen wurde? Kein leichtes Spiel für die Zebras dieses Halbfinale.
Fazit
Eines der besten Spiele der Division I bislang, wenn nicht gar das Beste. Gemessen an der Temperatur gingen beide Teams ein enormes Tempo und schenkten sich nichts. Teilweise ging der Trash Talk an der LOS, wie auch so manches Duell, ins Persönliche. Roman Pable ist einer der tollsten Spieler der Division I, aber eine Quasselstrippe am Feld sondergleichen. Dazu ein Vikings Spieler, dessen Namen hier keine Rolle spielen sollte: „Diese Nummer 86 ist ein richtiger Sympathieträger.“ Das fanden wir lustig wie passend, denn auf uns wirkt der Herr wirklich sympathisch – wir müssen uns auch allerdings nicht am Feld mit ihm unterhalten. Die Schiedsrichter konnten jedoch angesichts der schwierigen Entscheidungen die Spielerköpfe in der Hitze halbwegs kühl halten. Direkt nach dem Match ging es in drei Bussen (parkten direkt vor der Schmelz) für alle Spieler der Vikings auf nach Hohenems, wo auch das erste Team heute Nachmittag mit einem Score Abstand das Spiel gegen die Cineplexx Blue Devils knapp (33-38) gewinnen konnte. Die Spieler der Invaders blieben fast zur Gänze auf der Schmelz um die zwei nachfolgende Nachwuchsspiele, wie einen gekonnt ins Szene gesetzten Heiratsantrag (Video folgt), zu verfolgen und als die gröbste Hitze nachließ, fand sich auch noch der ein oder andere Zuschauer auf dem Platz ein. Ein Match, welches sich ein volles Haus mehr als verdient hätte.
Perfekter Footballnachmittag
Vikings Präsident Karl Wurm war mit dem Nachmittag, trotz der übermächtigen Konkurrenz auf der Donauinsel hochzufrieden, ebenso wie der Organisator des „Großkampftages“ Norbert Jobstmann. Zusammen mit Gregor Murth, DJ Frozen Fritz, Platzsprecher Andreas Ubell und dem AFBÖ Präsident Michael Eschlböck beobachtete Karl Wurm mit Argusaugen von seinem leicht erhöhten Beobachtungsstand das Geschehen und sah alles (bis auf den einen Touchdwon eben) um manchmal als Übervater organisatorische Hilfe zu leisten. Eine glatte Sache, zwei harte Spiele und ein wie immer perfekt geöltes Vikings Organisationsrad, das so gerne als Selbstverständlichkeit angenommen wird, haben nicht nur, aber auch dafür gesorgt, dass ein Heiratsantrag nicht ins Wasser fiel. Sie werden es ihnen danken, bis sie der Tod scheidet. Oder der Anwalt.
Das Finale der Division I (Silverbowl) ist damit perfekt. Am 2. Juli treffen auf der Schmelz, wie bereits im Vorjahr, die Chrysler Vikings II auf die Salzburg Bulls. Sollte dieses Finale nur annähernd halten können, was das Seminfinale versprochen hat, kann man sich auf ein gutes und spannendes Spiel gefaßt machen. Am selben Tag findet das AFL Playoff zwischen den Papa Joe's Tyrolean Raiders und Cineplexx Blue Devils am Tivoli statt. Football-Austria.com wird von beiden Partien berichten.
Division I Halbfinale
Chrysler Vikings II vs St. Pölten Invaders 40:33
(12-6 / 6-13 / 16-6 / 6-8)
25.06.2005, Kickoff: 13.00h, Schmelz, Wien, 100
Referees: Berger / Bremser K. / Bremser D. / Praher / Albrecht
Football-Austria.com Spielbewertung (max. 10 Balls)
Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Burger Test: wegen Hitze entfallen
Football-Austria.com MVP:
Markus Seitz (Invaders)
5 Kommentare:
Weitere Fehlentscheidung der Zebras, ich glaube am Anfang des 4.Viertels:
Invaders TE fängt an der Vikings 10, Hit an der 2-3yd Linie, Fumble, der Ball rollt in die Endzone, wird dort von Invaders #86 (zugegebenermaßen glücklich) recovered. TD? Nein, 1st and Goal für die Invaders an der Vikings 1...
Gut, es hat zwar keinen Unterschied gemacht (anschließenden Sneak und TD), ist aber schon bezeichnend für das Spiel.
Nun, wenn ich nicht irre gilt in der beschriebenen Situation ein TD nur dann, wenn der fumblende Spieler höchstselbst recovered.
Im 3. oder 4. Quarter gabs auch noch einen Turnover(Fumble) zu Gunsten der Invaders, welcher allerdings auch nicht als solcher gewertet wurde.
Die "umstrittene" Offensive Pass Interference, die den TD kostete, wurde von zwei Schiedsrichtern, die für die Jugendspiele bereits anwesend waren, und die Situation auch noch aus anderen Winkeln sahen, als "Perfect Call" gelobt. Dürfte also nicht so daneben gewesen sein.
Bei der Fumble-Situation an der GL handelte es sich um eine "Inadvertent Whistle" (irrtümlicher Pfiff), was so ziemlich der unangenehmste Fehler ist, der einem als SR passieren kann. Grosses Sorry.
PS Bezüglich des "Fumble" siehe
http://football-austria.de/show_dia.php?aktuell=37&eid=68
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